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Zermürbendes Weltgeschehen. Wie gehe ich mit zu vielen schlechten Nachrichten um?

Das aktuelle Weltgeschehen kann ordentlich auf die Psyche schlagen. Zu viele schlechte Nachrichten in zu hoher Frequenz können das Wohlbefinden vermindern. Das erleben die Menschen in meinem Umfeld und ich aktuell und sicherlich auch viele weitere Menschen. Denn seit einigen Tagen führt Putin Krieg gegen die Ukraine. Die Medien beschallen täglich mit Informationen über Krieg und Leid. Als fassungslos beschreibe ich mich und mein Umfeld. Fassungslos über dieses kalte und schlicht falsche, menschenverachtende Vorgehen, das in keiner Weise zu rechtfertigen ist. Fassungslos über all das Leid und die Not der Betroffenen. Fassungslos auch über die angsteinflößenden Drohungen Putins gegen den Westen. Zu viele solcher Nachrichten können ein Gefühl der Ohnmacht, Angst oder auch depressive Verstimmungen verursachen. Sie können auf Dauer richtig auf die Gesundheit schlagen.

Aber um Leid, Angst und Ohnmacht soll es hier nicht gehen

Ich erinnere mich noch daran, als mir das Weltgeschehen das erste Mal zunehmend auf das Gemüt geschlagen hat. Das war in einem der ersten Lockdowns durch die Corona-Pandemie. Eine Zeit der Isolation, die von ständigen Nachrichten über Infektionszahlen, Schlagworte wie „Gesellschaftsspaltung“, dem Sturm auf das US Kapitol, der Tod von George Floyd und die daraus resultierenden Proteste, klimavernichtende Brände im Amazonas und viele weitere negative Nachrichten geprägt war.

Diese Zeit war belastend und heute geht es vielleicht auch vielen anderen mit den Informationen über den Krieg in der Ukraine so. Aus diesem Grund möchte ich in diesem Beitrag teilen, mit welchen Methoden den zermürbenden Informationen getrotzt und das Wohlbefinden verbessert werden kann.

Vier Tipps aus der Psychotherapie für mehr Wohlbefinden bei schlechten Nachrichten

Hier habe ich vier Tipps für Dich, wie Du Dein Wohlbefinden verbessern kannst. Ich habe sie damals selbst in der Therapie gelernt. Der Hintergrund war der Umgang mit andauernden, schlechten Nachrichten, die die Stimmung negativ beeinflussen.

1. Auszeit für den Kopf: Timeboxing

Falls Du dazu neigst, in belastender Weise ständig informiert bleiben zu wollen, hilft Dir vielleicht das Timeboxing. Gibst Du den Nachrichten andauernd zu viel Raum, kann sich dies schlecht auf die Psyche auswirken. Hier hilft es, den Konsum zu reduzieren und entweder feste Zeiten einzuplanen oder auch die Dauer des Konsums festzulegen – oder beides. So könntest Du beispielsweise jeden Morgen für 15 Minuten die neuesten Infos vertrauenswürdiger Medien betrachten. Meist reicht dies schon aus, um regelmäßig auf dem neuesten Stand zu bleiben.

2. Fokus auf positive Aspekte im Negativen

Grundsätzlich kann es mittelfristig wohltuend sein, wenn Du Dich regelmäßig ganz bewusst an zwei bis drei Dinge erinnerst, für die Du dankbar bist oder die einfach positiv sind. Das kannst Du auch auf sehr bewegende Krisen anwenden, ohne die Krise selbst in ihrer Tragik herabzuwürdigen. Denn die Krise ist bereits vorhanden, warum also nicht Kraft schöpfen und der Krise damit stärker trotzen? Dies kann Zuversicht, Motivation, Wohlbefinden und auch Zusammenhalt fördern. Was gibt Dir Kraft und Energie in Bezug auf den Krieg in der Ukraine? Ich schöpfe zum Beispiel unfassbar viel aus dem beispiellosen Zusammenhalt der Weltgemeinschaft. Von großen Staatenverbänden über Organisationen bis hin zu unzähligen Einzelpersonen, die auf die Straße gehen und demonstrieren, nützliche Güter zusammentragen und spenden, Flüchtende aufnehmen und mehr. Von Staatsoberhäuptern als Vorbilder über die Standhaftigkeit der Ukraine bis hin zu protestierenden Menschen selbst in Russland im Antlitz der dadurch drohenden Inhaftierung. Ich glaube, in Krisen zeigt sich das höchste Maß an Menschlichkeit.

3. Aktiv werden

Insbesondere, wenn Krisen zu groß erscheinen und vielleicht sogar lähmen können oder Ohnmacht auslösen, hilft Aktivität. Natürlich kann eine Einzelperson allein in seltensten Fällen das Größte bewirken. Aber auch die größte Hilfe setzt sich letztendlich aus vielen kleinen Aktivitäten zusammen. Indem Du aktiv gegen Krisen wirkst, erfährst Du Selbstwirksamkeit und einen besonderen Sinn. Du bist dann Teil der Lösung und der Krise nicht bloß ausgeliefert. Am Beispiel der Ukraine fangen kleine Aktivitäten schon bei kleinen Spenden an seriöse Organisationen an. Aber auch die Organisation von benötigten Sachspenden und dem Transport derer, der offene Protest oder auch das aktive Zuhören und Dasein für Belastete und Betroffene können eine große Wirkung haben. Aktivität sieht hier sehr vielseitig aus. Wenn Du weitere Unterstützung leisten möchtest, kannst Du auch bei regionalen Hilfsorganisationen nachfragen und Deine Hilfe anbieten. Eine Gesamtübersicht mit Hilfsmöglichkeiten zum Krieg in der Ukraine findest Du zum Beispiel auf der Website der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt. Hier kommst Du auf die Übersichtsseite und erfährst, wie Du der Ukraine helfen kannst.

4. Sprich darüber!

Manchmal hat sich einfach zu viel angestaut und es sind zu viele Gedanken im Kopf. Ganz simpel und doch super wirksam ist hier, einfach darüber zu sprechen. Es muss nicht unbedingt zielgerichtet sein, oft reicht einfach das „Rauslassen“, um eine direkte Entlastung zu erfahren. Vielleicht hast Du einen guten Freund oder eine gute Freundin, der oder die gut zuhören kann? Sollte es Dir unangenehm sein, mit Freunden über Deine Belastung zu sprechen, hilft Dir vielleicht ein wenig Distanz zwischen Dir und der zuhörenden Person. Eine schöne Anlaufstelle hierzu sind die kostenlosen #virtualsupporttalks von REDEZEIT FÜR DICH. Hier findest Du zahlreiche ehrenamtliche Zuhörer und Zuhörerinnen, die wertfrei für Dich da sind.

Bild: Adobe Stock #422691755 © Nuthawut