So sieht die aktuelle Nutzung des Smartphones aus
Das Smartphone. Ein Allrounder und kaum noch aus dem Alltag wegzudenken. Ob arbeitsbedingt
oder für den privaten Gebrauch, das Smartphone erlaubt es uns in jedem Kontext immer „up
to date“ zu sein. Insbesondere während der letzten drei Jahre im Rahmen der Corona-Pandemie ist
das Smartphone, für viele, zur primären Kommunikationsquelle geworden. So zeigt sich in einer
Umfrage von Media Activity Guide, dass 92 % der in Deutschland lebenden Menschen ihr
Smartphone für den Medienkonsum nutzen. Im Vergleich dazu nutzten im Jahr 2014 nur 59 % ihr
Smartphone als Media Device. Im Jahr 2020 zeigte sich in einer Umfrage, dass Personen im
Durchschnitt 229,1 Minuten täglich am Smartphone verbrachten, davon 62,4 Minuten in
Kommunikationsapps, 43,9 Minuten in Social Apps und 47,7 Minuten im Bereich Video & Games.
Das sind im Durchschnitt 3,82 Stunden pro Tag.
Impulsitivät, Emotionsregulation und Selbstwertgefühl:
Kann eine solche Nutzung des Smartphones zum Problem werden?
Eine Smartphone Sucht gibt es nicht und ebenso wenig eine pathologische Abgrenzung ab
wann Konsumverhalten am Smartphone schädlich ist oder werden kann (Voitl, 2021). In einer
Auswertung von 84 Studien zeigten sich Zusammenhänge zwischen intensiver Smartphone Nutzung
und Impulsivität, Problemen bei der kognitiven Emotionsregulation sowie einem geringen
Selbstwertgefühl. Im Rahmen dessen zeigten sich außerdem Komorbiditäten mit Depressionen,
Angst- und Zwangsstörungen sowie ADHS. Auf der körperlichen Ebene zeigen sich bei vermehrter
Smartphone Nutzung Symptome wie Schlafstörungen, herabgesetzte körperliche Fitness, ungesunde
Essgewohnheiten, Kopfschmerzen bis hin zu Migräne und eine Veränderungen der grauen Substanz
im Frontalhirn (dieses steuert Hirnfunktionen sowie Funktionen des Zentralnervensystems). Diese für den
Menschen folgenschweren Symptome nennt man Technostress. Darunter wird jede durch
elektronische Geräte negative Auswirkung auf den Körper oder das Wohlbefinden verstanden.
Darüber hinaus zeigen sich im Rahmen der vermehrten Smartphone Nutzung neue Phänomene wie
zum Beispiel FOMO („fear of missing out“) oder Nomophobie („no mobile phobia“).
Was ist FOMO, die "Fear Of Missing Out"?
FOMO beschreibt die zwanghafte Angst, beispielsweise ein soziales Event oder aber auch andere
interessante Erlebnisse verpassen zu können. Zudem gehen Personen, die eine ausgeprägte FOMO
haben, davon aus, dass andere Personen ein besseres, erfüllteres Leben haben. Die Nomophobie („no
mobile phobia“) beschreibt eine Verlustangst die sich bei Verlust des Smartphones zeigt. Die Ursache
dieser Trennungsangst ist darin begründet, dass der User die Angst hat, nicht mehr erreichbar zu sein
(Voitl, 2021).
Wie wirkt sich FOMO auf unser Wohlbefinden aus?
Doch wie wirkt sich FOMO auf unser Wohlbefinden aus? Ständig Angst zu haben, etwas zu
verpassen oder nicht mehr erreichbar zu sein? Wir geraten in einen digitalen Teufelskreislauf und
dem Wunsch danach, permanent mit unseren Bekannten (oder Unbekannten) in Verbindung sein zu
wollen, um uns darüber zu informieren, was sie tun.
FOMO wirkt sich negativ auf unser Selbstwertgefühl aus, da wir Angst haben, Ausgrenzung zu erfahren. Mit der dahinter liegenden Angst, nicht gemocht zu werden. Des Weiteren kann es zu Schwierigkeiten in der Entscheidungsfindung
kommen. So ist man ständig im Vergleich mit anderen und hinterfragt die eigenen Entscheidungen.
Hätte ich nicht doch lieber Beruf X oder Y ergreifen sollen? Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass wir mit
unserem Leben vielleicht unzufrieden sind, es uns als langweilig erscheint oder wir das Gefühl haben,
das wir bis dato nichts erreicht hätten. Was jedoch in den meisten Fällen nicht der Realität entspricht. In der Folge nimmt unser Selbstwertgefühl ab und wir geraten in eine Negativspirale.
Menschen mit psychischer Erkrankung häufiger von FOMO betroffen
Gerade Personengruppen, die ohnehin aufgrund von beispielsweise psychischen Erkrankungen ein
schlecht angebundenes soziales Umfeld haben, sind dafür prädestiniert eine FOMO zu entwickeln. Im
Gegensatz zu der Annahme, dass soziale Medien dazu beitragen Kontakte zu knüpfen und das
Wohlbefinden zu steigern zeigen sich in verschiedenen Studien eher negative Effekte. Anstatt, dass ein
Gefühl der Verbundenheit entsteht, kommem eher Empfindungen von Einsamkeit und Ausgrenzung
auf. Vor allem dann, wenn es wenig Ressourcen im sozialen Bereich gibt. In der Folge kommt es dazu,
dass Betroffene noch aktiver auf sozialen Plattformen werden, um ein Gefühl der Verbundenheit zu
erlangen. Meist stoßen diese dann jedoch auf Enttäuschung, da aus diesen Kontakten selten
authentische, langfristige Beziehungen entstehen. Dies kann beispielsweise eine depressive
Symptomatik, dysfunktionale Glaubenssätze oder generelle Grundannahmen, die man über das Leben
hat, im negativen Sinne verstärken. Symptome, die daraus entstehen können, sind depressive
Verstimmungen, Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen, Stress, innere Unruhe oder
Beschwerden wie Kopfschmerzen.
Symptome: Ist FOMO eine psychische Erkrankung?
FOMO ist keine psychische Erkrankung, kann sich jedoch negativ auf bereits bestehende negative
Umstände auswirken. Wenn Du bei Dir Symptome, wie:
• Ständige Verpassensangst,
• Gedrückte Stimmung, wenn Du siehst, dass Freunde etwas ohne Dich unternehmen oder Dir
nicht Bescheid geben über geplante Aktivitäten,
• Gedanken darüber, was Du in der Zukunft auf Social Media posten könntest,
• Ständiges Checken von Social Media
• Unruhe oder Nervosität, wenn Du nicht weißt, was Deine Freunde gerade machen
beobachtest, kann dies ein Hinweis auf eine FOMO sein.
Literaturverzeichnis:
Voitl, P. (2021, 15. Juli). Gesundheitliche Folgen exzessiver Smartphone-Verwendung bei Jugendlichen. Monatsschrift Kinderheilkunde, 169(8), 684–685. https://doi.org/10.1007/s00112-021-01261-2
Mirbabaie, M., Stieglitz, S. & Marx, J. (2022, 22. Februar). Digital Detox. Business & Information
Systems Engineering, 64(2), 239–246. https://doi.org/10.1007/s12599-022-00747-x
Fear of missing out (FOMO): Definition, Ursache und Ausweg. (2021, 29. Januar). IONOS
Digital Guide. https://www.ionos.de/digitalguide/online-marketing/social-media/fomo-fear-of-missing-out/
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