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Das Miteinander bei psychischen Erkrankungen

Miteinander – so wichtig und so wertvoll – doch wie gelingt dies mit psychischen Erkrankungen?

Mit Menschen mit einer psychischen Erkrankung leben und arbeiten. Wie geht das? Wenn Ängste und Nicht-Verstehen hilflos und sprachlos machen. Dies geschieht in den Familien genauso wie in Betrieben. Denn wir wissen, dass es lange Wartezeiten beim Psychiater und beim Psychotherapeuten gibt und so gerade Angehörige, Eltern, Partner und Kinder mit ihrem erkrankten Familienmitglied und mit der neuen Situation oftmals für eine lange Zeit allein sind. Es gibt kaum Zeit dem Angehörigen zuzuhören im eigenen Alltag, teilweise mit eigenen Sorgen. Betroffene bleiben mit ihren eigenen Ängsten und Sorgen, mit Hilflosigkeit und Sprachlosigkeit über die ganze Situation und mit der Wut über das System, das keine optimale Hilfe für alle bietet, auf sich allein gestellt, zurück.

 

• Da sitzt die Mutter vor mir, die Angst hat und keine Zukunftsperspektive mehr für ihr Kind sieht, das sich nur noch im Zimmer versteckt.

• Der Mann, der von der Arbeit nach Hause fährt und nicht weiß, in welchem Zustand er seine Frau gleich antreffen wird.

• Und da ist die Tochter, gerade selbst erst 22 Jahre alt. Sie füllt seit Jahren die Rentenanträge für ihre Eltern aus, denn ihre Eltern leiden beide an einer psychischen Erkrankung, seitdem sie 6 Jahre alt ist.

• Und die Frau, die ihre erkrankte Schwester, seitdem sie klein ist, ständig unterstützt und jetzt einfach selbst nicht mehr kann.

 

Hilflos, ohnmächtig und oftmals, ohne die Erkrankung überhaupt richtig zu verstehen, sind die Angehörige selbst verzweifelt und müde. Wo finden Sie Hilfe? Sie möchten nicht jammern und meckern. Viele möchten gerne richtig helfen. Ja, sie möchten, dass es ihrem erkrankten Familienmitglied wieder besser geht. Doch wie können sie selbst optimal unterstützen? Aus eigenem Erleben und aus 12-jähriger Beratung weiß ich, wie wichtig es ist, Angehörige zu stärken bevor sie selbst krank werden. Angehörige sind durch das System Familie selbst zu Betroffenen geworden! Sie brauchen gute Hilfen, Aufklärung und kompetente Begleitung. Doch das gibt es viel zu wenig. Das muss sich ändern!

 

Doch was können Angehörige tun?

Erstelle dir hierfür eine Netzwerkkarte. Diese kann für dich als Angehöriger in einer Akutsituation hilfreich sein. Du kannst dir diese 5 Punkte (womöglich fallen dir noch weitere ein) notieren:

 

1. Schreibe die Kontaktdaten des Arztes, des Krankenwagen, der Polizei, des Sozialpsychologischen Dienstes (SPDI – gibt es in jedem Landkreis), der gesetzlichen Betreuung und/oder der Sozialarbeiterin (wenn vorhanden) auf.

2. Finde zwei Personen, die bereit sind, dich in einer Akutsituation zu unterstützen und die du dazu holen kannst. Notiere auch ihre Telefonnummern.

3. Kennst du den Medikamentenplan des anderen? Hat er ein Notfallmedikament, das du in der Akutsituation geben kannst? Bitte besprich das mit deinem psychisch erkrankten Angehörigen vorab, wie du in der Akutsituation hier helfen kannst - und darfst!

4. Lege diese Karte für dich an einen Platz, an dem du sie schnell findest. Denke daran, auch in einer Akutsituation bist du selbst in einem Ausnahmezustand.

5. Scheue dich nicht Hilfe zu holen! Du darfst! Du machst das für den anderen, für dich, für die ganze Familie.

 

Bild: Adobe Stock #501142163 © Mary Long


Über die Autorin

Ich bin Susanne Syring-Heinrich, system-psychologische Beraterin, Seelen- und Traumaexpertin. Im Jahr 2021 gründete ich des Kompetenzzentrum für die Seele in Freiberg am Neckar.

www.kompetenz-ssh.de